In unserer hektischen und leistungsorientierten Gesellschaft ist Burnout zu einem weit verbreiteten Phänomen geworden. Es kann jede und jeden treffen, ob Arbeitnehmer:inn, CEO, Student:inn oder Hausfrau und Mutter. In diesem Blog werden wir uns mit der Definition von Burnout befassen und auf welche Anzeichen und Symptome wir achten. Und, am wichtigsten, was wir persönlich und in Organisationen tun können, um Burnout zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Anna’s Weg in ein Burnout
Es war einmal eine engagierte junge Frau namens Anna. Sie arbeitete in einem anspruchsvollen Job, welchen Sie mit Leidenschaft ausführte. Anna war äusserst ehrgeizig und gab immer Ihr Bestes. Anna war zuverlässig, hilfsbereit und mit Begeisterung bei der Sache, was zur Folge hatte, dass Ihr immer mehr Aufgaben aufgetragen wurden. Sie begann ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen und setzte sich permanent unter Druck.
Irgendwann reichte die Arbeitszeit einfach nicht mehr aus und sie begann ihre bis anhin geliebten Yoga-Lektionen und Besuche im Fitnesscenter zu streichen. Erst einmal pro Monat, dann jede zweite Woche und am Ende ganz. Freunde treffen lag leider auch nicht mehr drin und 5 – 6 Stunden Schlaf pro Nacht mussten reichen. Es war ja bloss eine vorübergehende Phase.
Plötzlich begannen Anna Fehler zu unterlaufen. Etwas, dass sie von sich nicht kannte und was man sich in der Firma nicht von Ihr gewohnt war. Anna begann Ihre Situation mit einem gewissen Galgenhumor zu betrachten, ihre Bemerkungen anderen gegenüber wurden zynisch und sie kapselte sich immer mehr von ihrem Umfeld ab. Die anfängliche Begeisterung wich einer Frustration, gefolgt von Apathie. Bis Anna es eines Tages nicht mehr schaffte, die Treppe zum Haupteingang der Firma hochzugehen. Ihr Körper versagte seinen Dienst, sie konnte einfach nicht mehr. Und brach unter Tränen auf der untersten Treppenstufe zusammen.
Was ist eigentlich Burn Out und wie kommt es dazu?
Maslach und Jackson (1976) untersuchten Bewältigungsstrategien gegen Arbeitsbelastungen in helfenden, sozialen und lehrenden Berufen. Daraus entwickelten sie das MBI (Maslach Burnout Inventory) in drei Versionen, einen Fragenkatalog zur Eruierung von Burnout. Noch heute bedienen sich ca. 90% der Studien über Burn Out dieses Fragebogens.
Burnout beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung, der oft auf Überforderung und Stress im Beruf zurückgeführt wird. Ein Burn Out entsteht unter dauerhafter persönlicher Belastung, wenn mehrere Faktoren ungünstig zusammenspielen. Die Trennlinie zwischen Burn Out und Depression kann nicht messerscharf gezogen werden. In vielen Fällen schlittern Menschen mit einem Burn Oit welches nicht oder zu spät behandelt wird, in eine Depression. Aus systemischer Sicht dürfen die Ursachen für ein Burn Out aber nicht nur im Arbeitsumfeld gesucht werden. Die eigene Persönlichkeit, Veranlagungen und das soziale Umfeld (Familie, Gesellschaft) spielen eine ebenso wichtige Rolle. Es sind die vier Faktoren Person, Familie, Arbeit und Gesellschaft die bei einem Verdacht auf Burn Out allesamt in die Analysen mit einbezogen werden müssen. Typischerweise reicht eine hohe Belastung in einem der vier Felder nicht aus, um in einem Burn Out zu enden, es müssen in mindestens zwei Feldern hohe Belastungen vorhanden sein.
Burn Out im Arbeitsumfeld
Maslach, Leiter und Schaufeli fanden sechs Faktoren, die darüber entscheiden, ob Menschen am Arbeitsplatz ausbrennen oder eben nicht (Maslach, Schaufeli u. Leiter 2001).
Es sind dies
- Arbeitsbelastung
- Einfluss / Kontrolle
- Belohnung und Anerkennung
- Gemeinschaft
- Fairness, Respekt und Gerechtigkeit
- Werte
Wichtig dabei, ist die „Passung zwischen Person und Job“, also wie gut sich die Erwartungen des/der Mitarbeiter:in mit der Realität decken oder wie gross die Inkongruenz ist. Je mehr und je grössere Abweichungen bestehen, umso grösser ist das Risiko einer Burn Out Erkrankung.
Neben den enorm hohen Kosten welche die Ausfälle wegen Burn Out den Firmen bescheren ist ein weiteres Problem, dass sich Burn Out wie ein Virus in einer Firma ausbreiten kann. Dies infolge der zusätzlichen Arbeitsbelastung, welche auf die verbleibenden Teammitglieder zukommt, wenn eine Person ausfällt und deren Arbeit auf die verbleibenden Schultern aufgeteilt werden muss.
Gibt es spezielle Risikogruppen für Burn Out?
Es können alle Menschen von Burn Out betroffen sein, es gibt aber ein paar Berufsgruppen bei den das Risiko einer Burn Out Erkrankung besonders hoch ist. Darunter gehören Personen in helfenden Berufen und dem Gesundheitswesen, Lehrpersonen und Bankangestellte. Bei den individuellen Voraussetzungen sind Menschen mit einem häuslichen Pflegefall, Personen mit einem hohen Engagement im Job und Singles am anfälligsten für Burn Out.
Bei Menschen mit einem häuslichen Pflegefall ist die enorme zusätzliche zeitliche und emotionale Belastung der Hauptgrund. Zusätzlich werden persönliche Bedürfnisse komplett zurückgestellt und die Person stellt sich oft komplett in den Dienst der Sache.
Personen mit hohem Engagement reagieren stärker auf Enttäuschungen. Häufen sich diese, kann dies ein Grund für eine Burn Out Erkrankung sein, speziell dann, wenn durch die Enttäuschungen und Rückschläge das Engagement noch zusätzlich erhöht wird.
Bei Singles fehlt der regulierende Einfluss eines Partners / einer Partnerin. Die Selbstregulation und Selbstführsorge muss die Person für sich selber wahrnehmen, was ohne Aussensicht oft nicht einfach ist.
Persönliche Burn Out Prophylaxe
Wichtig ist ein persönlicher Scanner um frühzeitig erste Symptome zu erkennen.
Wir können dabei zwischen psychosomatischen und emotionalen Reaktionen unterscheiden.
Typische psychosomatische Reaktionen
- Magen/Darm (Reizdarm, Gastritis, Reflux, Magengeschwür). Unter Stress essen wir ungesund und zu schnell.
- Herzkreislauf (Herzrhythmusstörungen, Herzklammerflimmern)
- Schmerzen an Rücken und Halswirbelsäule (aus der Unfähigkeit sich zu entspannen)
- Schlafstörungen, Einschlaf-und durchschlafstörungen. Um einzuschlafen, braucht der Körper eine gewisse Entspannung
- Bluthochdruck (50% aller Menschen wissen nicht, dass sie chronischen Bluthochdruck haben, weil sie nicht regelmässig messen.)
- Nervöse Ticks (z. Bsp. Augenzucken)
- Tinnitus und Gehörsturz
- Alkoholismus
Typische emotionale Reaktionen:
Der Humor geht verloren. Galgenhumor ist Psychohygiene, wenn jemand aber plötzlich nicht mehr mitlachen kann, ist das ein Alarmsignal
- Rückzug
- Schuldzuweisungen gegen andere
- Konflikte
- Aggression
- Antriebslosigkeit
- Verlust der Freude
- keine Sinnhaftigkeit mehr
- Missbrauch von Alkohol
- Verwendung aufputschender Substanzen, um die Leistungsfähigkeit zu steigern.
- streichen aller Aktivitäten, die Spass und Entspannung bringen.
Prophylaxe
Persönliche Massnahmen zum Stressabbau und Burn Out Verhinderung finden sich in tausenden von Ratgebern zu diesem Thema. Die wichtigsten sind ohne Zweifel genügend Schlaf, regelmässige körperliche Bewegung, gesunde Ernährung, die Pflege sozialer Kontakte sowie das Integrieren von Meditation und Entspannungsübungen in den Alltag.
Für die Pflege sozialer Kontakte ist das Engagement in einem Verein äusserst hilfreich, nur schon darum, weil fixe Zeiten einem zwingen diese wahrzunehmen und sich während dieser Zeit mit einem anderen Thema zu beschäftigen.
Ist keine Selbstheilung mehr möglich, empfiehlt es sich möglichst schnell eine Fachberatung/Therapie aufzusuchen, um einen totalen Zusammenbruch möglichst zu vermeiden.
Burn Out Prophylaxe in Organisationen
Was können Organisationen zur Burn Out Prophylaxe beitragen? Primär sollte darauf geachtet werden, dass ein Arbeitsumfeld geschaffen wird, in welchem die oben genannten sechs Faktoren von Maslach, Leiter und Schaufeli berücksichtigt werden und versucht wird, eine möglichst hohe Passung zwischen Individuum und dem einzelnen Faktor zu erreichen.
Mitarbeiter:innen sollten auf das Thema sensibilisiert werden und offen ansprechen wenn das Gefühl besteht ein/eine Kolleg:in weise typische Symptome einer Burn Out Gefährdung auf.
Fazit
Burn Out kann jede und jeden Treffen und verursacht neben dem persönlichen Leid auch enorme volkswirtschaftliche Kosten. Eine Studie von Gesundheitsförderung Schweiz zeigt, dass die Schweizer Wirtschaft das ökonomische Potenzial von rund 6.5 Mrd. CHF (2020: 7.6 Mrd. CHF) ausschöpfen könnte, wenn für alle Erwerbstätigen in der Schweiz ein zumindest ausgeglichenes Verhältnis von Belastungen und Ressourcen erreicht würde. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Zahlen eine Schätzung sind und von vielen Faktoren abhängen.
Was sind Deine Erfahrungen mit Burn Out? Oder hast Du weitere Fragen zum Thema?
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